Loujain Al-Hathloul setzte sich vor allem für das Fahrrecht für Frauen ein.
SAUDI-ARABIEN 🇦🇪 | Eine der bekanntesten Frauenrechtsaktivistinnen Saudi-Arabiens, Loujain Al-Hathloul, wurde vergangene Woche von einem saudischen Gericht zu einer Haftstrafe von 5 Jahren und 8 Monaten verurteilt. Bereits 2018 wurde sie festgenommen und sitzt seitdem im Gefängnis. Zuvor hatte sie sich gegen das Fahrverbot für Frauen und die männliche Vormundschaft von Frauen in Saudi-Arabien eingesetzt.
Loujain Al-Hathloul verurteilt
Laut der arabischen Nachrichtenseite „Sabq“ verurteilte das saudische Gericht Al-Hathloul aufgrund ihres Aufrufs das politische System Saudi-Arabiens zu ändern. Die 31-Jährige wolle eine ausländische Agenda innerhalb des Königreichs mit dem Internet umsetzen und die öffentliche Ordnung stören, berichtete „Sabq“. Da Al-Hathloul bereits seit Mai 2018 inhaftiert ist, könnte sie im März dieses Jahres wieder freigelassen werden. Unter Berücksichtigung des gesundheitlichen Zustands der Aktivistin wurde die Hälfte ihrer Haftzeit zur Bewährung ausgesetzt.
Al-Hathloul begann im Oktober einen Hungerstreik, den sie jedoch aufgrund großen Drucks ihrer Bewacher nach zwei Wochen abbrechen musste. Damit wollte sie gegen das ihr auferlegte Kontaktverbot protestieren. Laut ihrer Schwester, Lina Al-Hathloul, dürfe die Aktivistin Corona bedingt seit März keine Besuche und Anrufe empfangen. Loujain Al-Hathloul soll allerdings in Gesprächen mit anderen Gefangenen herausgefunden haben, dass diese trotz Corona weiterhin Besucher empfangen dürfen.
Ihre Familie berichtet zudem, dass die Menschenrechtlerin im Gefängnis gefoltert wurde, z.B. mit Waterboarding, Elektroschocks und Auspeitschen. Danach soll sie 7 Monate in Einzelhaft gewesen sein. Das Gericht wies diese Vorwürfe zurück.
Im Mai 2018 wurde Al-Hathloul zusammen mit anderen Aktivistinnen festgenommen. Zuvor wurde sie in Dubai entführt und nach Saudi-Arabien verschleppt. Im Juni, wenige Wochen nach ihrer Festnahme, wurde das Fahrverbot für Frauen in Saudi-Arabien aufgehoben. Die Aktivistin ist trotzdem noch in Gefangenschaft.
2014 wurde Al-Hathloul erstmals für ihren Aktivismus eingesperrt. Als sie versucht hatte mit ihrem Auto von den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Saudi-Arabien zu fahren, wurde sie für 73 Tage inhaftiert. Auch danach setzte sie sich weiter für das Frauenfahrrecht in Saudi-Arabien ein. Außerdem engagierte sich Al-Hathloul gegen das System der männlichen Vormundschaft gegenüber Frauen, welches immer noch besteht. Zwar können saudische Frauen seit dem letzten Jahr auch ohne Zustimmung ihres Vormunds einen eigenen Pass beantragen und verreisen, jedoch dürfen sie weder heiraten noch eine Wohnung mieten ohne Einwilligung ihres Mannes.
Lina Al-Hathloul hält daher die Verurteilung ihrer Schwester für „ultimative Heuchelei“. Sie sei für Reformen verurteilt worden, die der Kronprinz Saudi-Arabiens, Mohammed bin Salman, selbst propagiert. Menschenrechtler werfen dem saudischen Königshaus vor, den Reformwillen nur vorzutäuschen. Während zahlreiche Reformen erlassen werden, werde gegen die Kritiker der Regierung, die diese Änderungen angestoßen haben, hart vorgegangen.
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